2025-12-06 07:47 AM
Das Ausland sei unfair, klagt US-Präsident Donald Trump häufig, verweist auf US-Handelsdefizite und verhängt Zölle. Dabei agierten seine 300 Millionen Mitbürger bisher ökonomisch gesehen ziemlich intelligent.

Mit der Wahl von Donald Trump zum 45. und 47. Präsidenten der USA haben Zölle Hochkonjunktur. Das friedliche Kanada, das aufstrebende Mexiko, das arme Kolumbien, die träge EU oder das rivalisierende China: Kein Land scheint vor den Zolldrohungen des poltrigen Präsidenten sicher zu sein. Zuletzt eskalierte der Streit mit Kanada. Das Land solle die „unverschämten“ antiamerikanischen Zölle von 250 bis 390 Prozent auf US-Milchprodukte fallen lassen.

Sonst würde Trump die kanadische Automobilproduktion vernichten. Wenig später drohte der Präsident der EU mit 200 Prozent Zöllen auf Wein und Champagner. Nun geht es um Autos, die mit einem Zoll von 25 Prozent versehen werden sollen.

Nach starken Einbrüchen auf den Weltfinanzmärkten sehen viele durch Trumps Zollpolitik die Weltkonjunktur bedroht. Trump versuchte daraufhin zu beschwichtigen. Doch was will er mit den Zöllen eigentlich? Die USA wieder groß machen? Unfaire Handelspraktiken bestrafen? Oder endlich das immense Leistungsbilanzdefizit der USA kurieren?

Trump hat wiederholt betont, dass er mit den Zöllen „gestohlenen Wohlstand“ zurückholen will. Dieser Gedanke geht auf den Merkantilismus zurück, der Handel als Nullsummenspiel sah: Was der eine gewinnt, muss der andere verlieren! Der führende Vertreter dieser Denkschule Jean-Baptiste Colbert (1619-1683) glaubte, dass Wohlstand durch Handelsüberschüsse entstünde, weil diese Gold ins Land bringen. Das passt zu „Make America Great Again“.